Mittwoch, 23. April 2014

Obsession

Wieso machen wir das eigentlich, dieses Arbeiten? Arbeiten um zu Leben oder Leben um zu Arbeiten. Die meisten in meinem Freundes und Bekanntenkreis scheinen diese Frage für sich beantwortet zu haben - oder vielmehr, sie für sich beantwortet bekommen zu haben.

Nach sechs Monaten in einer Anstellung, die all das beinhaltet hat, was in den scheinbar schwarzmalerischen Feuilletons immer über die Jobwelt behauptet wird, geh ich durch die Strassen ohne zu merken, dass Frühling geworden ist. Ich esse, um nicht vom Fleisch zu fallen und unterhalte mich abends auf Parties über mögliche Aufstiegschancen. Trotz mieserabler Bezahlung hab ich das erste Mal sei langem wieder Geld auf dem Konto, denn ich hab keine Ziele mehr, für die es sich lohnen würde in Geschäfte zu gehen.

Und, selbst wenn es bei den meisten nicht so schlimm ist wie es bei mir war: Sind wir nicht alle ein bisschen besessen von dem Gedanken an einen Job, der uns irgendwas bringen soll, von dem wir oft nicht mal wissen, was das genau sein soll. Dabei wissen wir genau, was uns dieser Job kosten wird: nämlich die Freiheit, am Dienstag Nachmittag ein Eis essen zu gehe.

Dienstag, 4. Februar 2014

Claim the right lane

Berlin ist pleite. Soviel wissen wir eigentlich schon seit längeren. Darum werden wohl auch keine weiteren "Fahrradschutzstreifen" mehr angelegt. Und somit findet man sich als Fahrradfahrer in dieser Stadt auch häufig mal auf dreispurigen Strassen wieder, wo Parkplätze und riesen Bürgersteige vorhanden sind, für den armen Fahrradfahrer aber nicht gesorgt ist.
Also beantragt man auf der breiten Strasse Asyl bei den Autofahrern. Ich sage "beantragen", weil Autofahrer mit flotten (aka rücksichtslosen) Fahrstil die Fahrradfahrer doch jederzeit runterkatapultieren können von der Stadtstrasse. Denn wer will schon jedes Mal wenn sich ein Scheinwerferlicht von hinten nähert Angst um sein Leben haben. Ich wurde bereits so hart überholt und geschnitten, dass ich abrubt stehen bleiben musste, ausweichen oder auch die Schulter einziehen musste. Einmal ist mir ein rollender LKW vors Fahrrad gekommen, der beim Halten an der Fahrbahn wohl die Handbremse vergessen hatte.

Also runter von Fahrbahn und rauf auf den riesen Bürgersteig. Hier würde man als Fahrradfahrer im Zweifel bei einem Zweikampf wenigstens siegen! Allerdings ist es durchaus ein bisschen nervig, den Hunden und den Bordsteinkanten auszuweichen. Und den alten Damen und Herren mit ihren Rollatoren.. außerdem tun mir die dann auch noch leid.
Da muss es also doch noch eine andere Lösung geben! Möglichweise sogar eine, bei der sich der kleiner Zweiradfahrer selbst einen Platz auf der Strasse (der ihm ja eigentlich, von Gesetztes wegen, zu steht) erobert.

Da kam mir der Gedanke einer paradoxen Intervention - statt soweit rechts zu fahren wie es irgendwie geht um den Autos nicht im Wege zu sein (und möglichweise meinen linken Ellenbogen vor einem Zusammenprall mit einem 6,5 Tonner zu bewahren), fuhr ich also mitten auf der rechten Spur. Ich muss zugeben, zu Anfang war das nicht so sehr durchdacht, sondern eher eine Trotz-Reaktion. Aber Trotz wird ja sowieso unterbewertet und das ist nur ein weiterer Beweis dafür: Sobald ich die gesamte rechte Spur mit meinem Hollandrad blockiert, wurde ich für voll genommen! Autos, Robben & Wintjes, die riesen Laster, sie alle wechselten ohne zu Murren die Spur und überholten mit ausreichend Sicherheitsabstand und ohne Hupen, Brüllen oder Lichthupe auf der mittleren Spur!

Tja, vielleicht ist das einfach wieder die Sache mit Sein und Schein: Wie sich ein Rotkehlchen aufplustert um sich Respekt zu verschaffen, geht das als Fahrradfahrer auch - und zwar ganz ohne Federkleid.

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